Bürgermeisterduell: Den Kandidaten auf den Zahn gefühlt
Bürgermeisterduell: Den Kandidaten auf den Zahn gefühlt
2013 wählte der Gemeinderat Johann Baumann zum Nachfolger von Altbürgermeister Franz Sieberer, der in den wohlverdienten Ruhestand ging. Nun, 2 Jahre später, stellt sich Johann Baumann von der SPÖ zum ersten Mal der Wahl durch die Bürger. Konkurrenz bekommt er nur von der ÖVP, womit eine Stichwahl ausgeschlossen ist. Florian Fellinger, gebürtiger Auracher, rief zuletzt noch alle Bürger auf, am Sonntag ihre Stimme abzugeben.
Kons. Johann Baumann
Geboren 1956, wohnhaft in Renigen. Seit 1985 im Frankenburger Gemeinderat für die SPÖ.
Werden Sie das Amt des Bürgermeisters haupt- oder nebenberuflich ausführen?
Das Bürgermeister-Amt in Frankenburg ist ein „Fulltime-Job“. Neben den Amtsgeschäften unter der Woche fallen auch am Wochenende viele Termine an. Nach 40 Dienstjahren bei den ÖBB (Lehre Maschinenschlosser und danach Lokführer) bin ich seit Ende 2014 im definitiven Ruhestand.
Ich kann mich daher voll und ganz dem Amt widmen. Mein normaler Tagesablauf beginnt um 7.30 Uhr am Gemeindeamt und endet die meisten Tage erst spät am Abend.
Auch am Wochenende bin ich viel unterwegs, wobei mich - wenn möglich, auch meine Frau begleitet.
Der große Nachteil ist, dass ich momentan sehr wenig Zeit für meine vier Enkerl habe.
Was konnten Sie für die Bürgerinnen und Bürger deiner Wohngemeinde schon alles einbringen?
Ich bin seit 1985 im Gemeinderat und konnte 18 Jahre das Kultur- und Jugendreferat leiten. Weitere 16 Jahre war ich Vizebürgermeister unserer Marktgemeinde.
Bei vielen Projekten und Veranstaltungen (Jugendentwicklungsprogramm, Marktfest,…) konnte ich an vorderster Stelle mitarbeiten und gestalten.
Besonders erwähnen möchte ich die vielen Projekte, die in den letzten 2 Jahren seit ich Bürgermeister bin, umgesetzt werden konnten. Hier führe ich Beispielsweise nur den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, die Attraktivierung von Spielplätzen, die zusätzlichen Bushaltestellen in Haslach, die Sanierung vieler Straßen, die Neugestaltung des westlichen Marktplatzes und des Areals um die Sparkasse mit neuem Zaun zum Kirchenplatz und vieles andere mehr.
Wie stellen Sie sich die künftige Zusammenarbeit in der Gemeinde vor?
Ich bin bekannt dafür, dass ich offen mit meinen Partnern umgehe und sehr viele persönliche Gespräche führe. Dies betrifft nicht nur die vielen Kontakte zur Gemeindebevölkerung sondern auch die Zusammenarbeit mit den Gemeindevertretern. Nur so war es möglich, dass wieder fast alle Gemeinderatsbeschlüsse einstimmig waren und die vielen Projekte umgesetzt werden konnten.
Trotz der unfairen Vorkommnisse bei meiner Wahl zum Bürgermeister vor 2 Jahren und den vielen Versuchen von anderen Parteien meine bisherige Arbeit schlecht zu machen, werde ich mich weiterhin bemühen, meinen Arbeitsstil beizubehalten und gemeinsam mit allen anderen das Beste für die Frankenburgerinnen und Frankenburger sowie für unsere Marktgemeinde zu geben.
Braucht Frankenburg eine Kurskorrektur bzw. einen neuen Kurs?
Ein Kurswechsel ist nicht erforderlich, weil die Richtung stimmt.
Voraussetzung ist allerdings, dass sich alle Gemeinderäte einbringen. Dieses nötige Engagement war bei jenen zwei Fraktionen, die auch bei meiner Wahl zum Bürgermeister geschlossen gegen mich waren, in den letzten 6 Jahren nicht vorhanden.
Wie steht es mit der Verjüngung in ihrem Team?
Für das Frankenburger SPÖ-Team setzt auf ein ausgewogenes Mitarbeiterfeld, in dem weibliche und männliche, erfahrene und neue sowie ältere und jüngere gleichermaßen vertreten sind.
Natürlich haben wir darauf geachtet, dass künftig auch junge Leute in der Gemeindepolitik mitbestimmen können.
Wie definieren Sie Gemeindepolitik?
Gemeinsam und unter Miteinbeziehung der Betroffenen, die besten Lösungen zu finden.
Wird Frankenburg beim Thema Unterbringung von Asylwerbern selbstständig aktiv oder lässt man sich von Land und Bund diktieren – Stichwort „Durchgriffsrecht“?
Eine Unterbringung von Asylwerbern ohne Unterstützung der Bevölkerung kann es nicht geben.
Gegen Eingriffe in die Gemeindeautonomie werden wir uns natürlich wehren. Gesetzlichen Vorgaben müssen wir allerdings nachkommen.
Der Verkehrsclub Österreich erhebt derzeit, welche Problemstellen auf den Schulwegen existieren. Gerade im Bereich der Landstraße gibt es hier großen Nachholbedarf, denn die Geschwindigkeit des Autoverkehrs geht vor Sicherheit der Kinder. Welche Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit werden Sie in den nächsten 6 Jahren umsetzen (Tempo 30, Begegnungszonen, Wohnstraßen, Schutzwege,...)?
Gerade in diesem Bereich war ich in den letzten beiden Jahren besonders aktiv. Unter anderem bekam Frankenburg im Bereich der Schulen und des Altersheimes eine der ersten Begegnungszonen in Oberösterreich. Die Verlegung des Zebrastreifens bei der Apotheke, die zusätzlichen Bushaltestellen in Haslach, die Erweiterung der 30er-Zone im Strattnerweg, die neue Gehwegbrücke in der Riegler Straße, der durchgehende Gehsteig in der Vöcklamarkter Straße und einiges andere mehr, tragen zu mehr Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer bei.
Weiters habe ich Geschwindigkeitsmessungen in der Rieder Straße, in der Riegler Straße und in Wiederhals in Auftrag gegeben. Kommt heraus, dass wo zu schnell gefahren wird, wird es auch dort Geschwindigkeitsbegrenzungen geben. Auch in der Hofbergstraße, im Bereich der vielen neuen Häuser, lasse ich derzeit eine Geschwindigkeitsbeschränkung prüfen. Zusätzlich kommt ein weiterer Zebrastreifen am Marktplatz im Bereich der Sparkasse und auf Wunsch vieler Bewohnerinnen und Bewohner von Point wird die Ortstafel rund 250 Meter Richtung Lessigen versetzt.
Angenommen nach der Wahl steht ihr Herausforderer Florian Fellinger als Bürgermeister fest. Welchen Tipp geben Sie ihm mit, um die Geschicke der Gemeinde in den nächsten 6 Jahren bestmöglich zu führen?
Sei ebenfalls bereit 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr für die Frankenburgerinnen und Frankenburger da zu sein.
Ing. Florian Fellinger
Geboren 1977, wohnhaft in Wiederhals. Spitzenkandidat der ÖVP.
Werden Sie das Amt des Bürgermeisters hauptberuflich oder nebenberuflich ausführen?
Selbstverständlich hauptberuflich! Bürgermeister sein, ist eine Lebensentscheidung. Frankenburg benötigt einen hauptberuflichen Bürgermeister, und damit man was bewegen kann, sollte man mehrere Perioden im Amt sein. Wer jedoch das Pensionsalter erreicht hat, der sollte seine redlich verdiente Pension auch genießen.
Was konnten Sie für die Bürgerinnen und Bürger deiner Wohngemeinde schon alles einbringen?
In meinen beiden bisherigen Wohngemeindeämtern Aurach und Frankenburg habe ich mich immer ehrenamtlich, politisch und in vielen Vereinen engagiert. Wahlen sind jedoch kein Erntedankfest, sondern eine Abstimmung über das beste Team und die besten Zukunftsideen. Einbringen werde ich viel frischen Schwung und vollen Einsatz für meine Heimatgemeinde Frankenburg.
Wie stellen Sie sich die künftige Zusammenarbeit in der Gemeinde vor?
Da in schwierigen Zeiten alle Parteien an einem Strang ziehen müssen, würde ich alle konstruktiven Kräfte in der Gemeinde einladen, Energie in ein gemeinsames, nachhaltiges Zukunftsprogramm zu investieren, das nach dem Grundsatz funktioniert: "Entschlossen für Frankenburg arbeiten". Ein in Oberösterreich einmaliger Mehr-Parteien-Pakt würde entstehen, der garantieren soll, dass die Bürgeranliegen immer im Mittelpunkt stehen.
Braucht Frankenburg eine Kurskorrektur bzw. einen neuen Kurs?
Ein klares JA. Sich ständig neu orientieren und neue Wege gehen ist wichtig. Erfolgsbilanzen waren gestern und alte Gewohnheiten sind Geschichte. Wahlen sind kein Erntedankfest. Die großen Herausforderungen der Zukunft liegen vor uns. Es geht um die besten Ideen und um die Zukunftskompetenz. Was die Menschen wirklich interessiert ist, wie sich ihr Lebensraum in Zukunft entwickelt, ob es ihren Kindern einmal genau so gut, oder vielleicht sogar noch besser geht. Die Zukunftsfragen sind die wichtigen Fragen, die wir uns stellen müssen.
Wie steht es mit der Verjüngung in ihrem Team?
Ein Bürgermeister ist genauso gut wie sein Team, das hinter ihm zur Seite steht. Ich stehe für die vollen sechs Jahre und länger als Bürgermeister zur Verfügung. Wir haben ein buntes Team, das viele neue Kandidatinnen und Kandidaten hat, die sicher viele Ideen einbringen werden. Die älteren Kandidaten haben viel Erfahrung und bringen diese ebenfalls ein. Jeder von uns steht mitten im Leben und deckt mit seiner Kompetenz wichtige Bereiche ab. Wir sind in vielen Vereinen ehrenamtlich engagiert und voll motiviert für die Gemeindearbeit.
Wie definieren Sie Gemeindepoltik?
Was zählt ist heute Tempo und Geschwindigkeit - statt auf Zeit setzen und auf die lange Bank schieben. Geht nicht – gibt´s nicht. Man muss es zumindest versuchen schnell Lösungen zu erzielen. Eine Gemeinde ist keine Firma, die Gewinne abwerfen muss. Sie gehört aber ähnlich geführt zumindest unter den wichtigsten betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten. Es geht um die Serviceorientierung und das rasche Aufgreifen von Ideen und Bürgerwünschen.
Wird Frankenburg beim Thema Unterbringung von Asylwerbern selbstständig aktiv oder lässt man sich von Land und Bund diktieren – Stichwort „Durchgriffsrecht“?
In Österreich hat jede private Person, die helfen will, die Möglichkeit, Kriegsflüchtlinge unterzubringen, denn Helfen gehört zu unserem christlich sozialen Weltbild. Selbstverständlich werden wir dieses Thema nicht mit vorauseilendem Gehorsam nach Frankenburg ziehen. Das ist ein Thema, dass in Brüssel und Wien gelöst werden muss.
Welche Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit werden Sie in den nächsten 6 Jahren umsetzen (Tempo 30, Begegnungszonen, Wohnstraßen, Schutzwege, …)?
Die Verkehrssicherheit ist ein wichtiges Thema - besonders für unsere Kinder, Familien und Senioren. Hier sehe ich großen Handlungsbedarf, der mit Experten gelöst werden muss. Bei den Entscheidungen müssen Hausverstand und Augenmaß eine zentrale Rolle spielen.
Angenommen, am 27. bzw. 28. September steht Ihr Herausforderer Johann Baumann als Bürgermeister fest. Welchen Tipp geben Sie ihm mit, um die Geschicke der Gemeinde in den nächsten 6 Jahren bestmöglich zu führen?
Zuallererst würde ich ihm gratulieren. Wenn ich ihm 3 Punkte mitgeben könnte, würde ich ihm Folgendes sagen:
- Gemeindearbeit geht vor Parteiarbeit. Die Interessen der Bürgerinnen und Bürger sollen im Mittelpunkt stehen.
- Man kann es nicht allen recht machen. Ein Bürgermeister braucht Führungsqualitäten und Kompetenz. Das kann man sich auch aneignen.
- Ein Bürgermeister ist der oberste Repräsentant seiner Gemeinde und muss die Interessen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Gemeinde nach außen gut vertreten können.
Alle Infos zum Wahlsonntag
Das Wahllokal: Die Frankenburger Volksschule
Die Wahl findet am 27. September 2015 von 7 bis 16 Uhr in der öffentlichen Volksschule satt. Bitte bringen Sie die Wählerverständigung mit.
Wer diese vergessen hat oder nicht mehr findet braucht natürlich nicht auf sein demokratisches Recht verzichten, es beschleunigt aber das Prozedere im Wahllokal ungemein.
Wahlkarte
Wer am Sonntag nicht in Frankenburg die Stimme abgeben kann hat noch bis Donnerstag, 24. September 12 Uhr Zeit, beim Meldeamt eine Wahlkarte zu beantragen. Diese muss bis spätestens 16 Uhr im Wahllokal einlagen. Mehr Infos hierzu auf der Website der Gemeinde sowie beim Land Oberösterreich.
Die Möglichkeit der Briefwahl bestand nur bis Mittwoch, 23. September. Wer am Sonntag in keinem oberösterreichischem Wahllokal seine Wahlkarte abgeben kann kann diese nur noch vorab am Gemeindeamt abgeben.
Ergebnisse
Um etwa 17 Uhr werden die Stimmen in Frankenburg ausgezählt sein. Wir werden versuchen, das vorläufige Endergebnis schnellstmöglich hier und auf unserer Facebook-Seite zu verkünden. Das amtliche Endergebnis wird voraussichtlich am Montag bekannt gegeben, nachdem auch alle Wahlkarten ausgezählt sind.
Erwin Preuner / Redaktion Frankenburg.com